Diagnose & Behandlung
Tumoren der Wirbelsäule
unterteilt in:
1) Tumorsimulierende Veränderungen:
aneurysmatische Knochencyste; selten; cystische Veränderungen eines
Wirbelkörpers, gefährdet die Stabilität, schmerzhaft;
Therapie: Ausräumung mit Ersatz durch Knochenspan oder Wirbelersatz-
Käfig mit Stabilisierung; relativ hohe Gefahr eines Rezidivs
(Wiederauftreten der Cyste)
2) gutartige Tumoren: extrem selten
3) potentiell bösartige Tumoren:
Chordom: meist an der oberen Halswirbelsäule oder im Kreuzbein; setzt
keine Tochtergeswchwülste, aber rezidiviert extrem häufig;
infolge der meist sehr ungünstigen Lokalisation sehr schwierig
zu behandeln!
4) primär bösartige Tumoren: sehr selten;
Ewing-Sarkom: im ersten, spätestens 2. Lebensjahrzehnt
Osteo-Sarkom: knochenbildender Tumor, meist im 2. Lebensjahrzehnt
Chondro-Sarkom: im Erwachsenenalter; charakteristisch im Röntgen
sog. „hirschgeweihartige“ Strukturen.
Tumor-20jährige Patientin, Ewing Sarkom 4.Brustwirbelkörper
Diagnose: Röntgen, Kernspintomographie, Kernspinangiographie, Biopsie.
Eine Biopsie (Entnahme von Tumorgewebe zur mikroskopischen
Untersuchung und Klassifizierung) muss in allen Fällen vor einer Therapie
durchgeführt werden; erfolgt transpedikulär (von hinten durch die
Bogenwurzel);
Therapie: bei sicherer Diagnose eines Ewing-oder Osteosarkoms erfolgt
zunächst eine Chemotherapie, da beide Tumorarten gut reagieren; hat der
Tumor eine gewisse Grösse nicht überschritten, kann im Bereich der Brust-
und Lendenwirbelsäule operativ eine en-bloc-Resektion erfolgen („radikale
Tumorentfernung vom hinteren Zugang, d.h. der Tumor muss nach der
operativen Entfernung überall von gesundem Gewebe umgeben sein!
Damit ist die beste Ausgangsposition gegeben, dass kein „Lokalrezidiv“
(Nachwachsen des Tumors in diesem Bereich) entsteht!
Tumor-Ewing-Sarkom 4.BWK- Z.n.Resektion, Harms-käfigabstützung und Stabilisierung von hinten
Der Eingriff ist sehr aufwendig, es muss der befallene Wirbelkörper ohne
Eröffnung des Tumors freigelegt und „um das Rückenmark herausgedreht“
werden; anschliessend erfolgt eine Stabilisierung mittels Wirbelersatz und
hinterer Instrumentierung sowie nach Abheilung eine Fortsetzung der
Chemotherapie. Das Ewing-Sarkom ist sehr strahlenempfindlich, hier kann
auch eine zusätzliche Strahlentherapie erfolgen, der aber wegen der
Gefahr der Rückenmarksschädigung Grenzen gesetzt sind!
Das Chondrosarkom spricht weder auf Strahlen-noch auf Chemo-Therapie
gut an, hier liegt das Schwergewicht der Behandlung auf der operativen
Therapie!
Tumor-Ewing-Sarkom 4.BWK- Z.n.Resektion, Harms-käfigabstützung und Stabilisierung von hinten
Bei Verdacht auf primär bösartige Tumoren im Bereich der Wirbelsäule (und überhaupt des Skelettsystems) empfehle ich Kontaktaufnahme mit Herrn Univ. Prof. Dr. Reinhard Windhager, Vorstand der Univ. Klinik für Orthopädie, mit Herrn Univ. Prof. Dr. Martin Dominkus, orthopädischer Primarius in Speising oder Univ. Prof. Dr. Rainer Kotz, Wiener Privatklinik. Beide Kliniken und ihre Vorstände haben einen weit über Österreichs Grenzen hinausreichenden Ruf auf dem Gebiet der Tumororthopädie und bieten den Garant einer bestmöglichen Behandlung!
5) systemischer Tumorbefall - Plasmocytom Lymphome:
Befall der Wirbelsäule mit Tumorzellen des lymphatischen Systems;
Therapie: Strahlen-und Chemotherapie Plasmocytom (Kahler-
Erkrankung) meist generalisierter Befall der Wirbelsäule;
Diagnose: Schmerzen im WS-Bereich, sehr hohe Blutsenkung, hoch-
gradige „Entkalkung“ der Wirbelkörper wie bei schwerer Osteoporose,
Wirbeleinbrüche; Schädelröntgen mit Aufhellungen (Lückenschädel“),
Erhöhung bestimmter Eiweisskörper in der Elektrophorese, Ausschei-
dung best. Eiweisskörper im Harn (sog. „Bence-Jones“-Proteine)…
Therapie: spricht sehr gut auf Chemotherapie an, langjähriger
chronischer Verlauf; bei Wirbelkörpereinbrüchen
Vertebro-oder Kyphoplastie (siehe dort)
6) Metastasen (Tochtergeschwülste) in der Wirbelsäule; bei weitem häufigste
Tumorerkrankung der Wirbelsäule; Primärtumoren am häufigsten in der
Brustdrüse, Lunge, Prostata, Schilddrüse und Niere, seltener Magen,
Dickdarm, Melanom….; meist lösen sie Knochensubstanz auf (Ausnahme
Prostatametastasen) und können dadurch zu Instabilität, Wirbelein-
brüchen und neurologischen Ausfällen führen;
Diagnose: oft auf Basis eines bekannten Primärtumors, Röntgen, MRI,
Ganzkörperskelettscan (zum Ausschluss anderer Metastasen), CT-gezielte
Biopsie.
Therapie: systemische Therapie je nach Primärtumor (Chemotherapie,
sog. Radiojodtherapie bei Schilddrüsencarcinom, evtl. Hormontherapie
bei Mammacarcinom, angiographische Tumorgefässverstopfung bei sehr
gefässreichen Tumoren wie Nierencarcinom), Bestrahlung, bei
Wirbelkörpereinbrüchen Vertebroplastie; bei drohenden neurologischen
Ausfällen Tumorresektion, Dekompression (siehe dort) und Stabilisierung
mit Nachbestrahlung;
Tumor-technisches Prinzip der en- bloc Resektion eines Wirbelkörpers
Wirbelmetastasen 7. Hals - 4. Brustwirbelkörper, Einbruch und kyphotischer Knick 1. Brustwirbel, Wirbelkörperödeme